Forum "Haus zum Husky"

Schwanzwedeln ?

#1 von arco , 15.07.2007 17:17

Die Wahrheit über das Wedeln

Angesichts der vielen herumschwirrenden Informationen über Hunde ist es erstaunlich, dass sehr viele Menschen (noch) an das Märchen vom freundlich schwanzwedelnden Hund glauben. Regelmäßig höre ich diese alten Weisheiten, wenn Menschen auf Hunde treffen: „Ach, der wedelt mit dem Schwanz, der freut sich!“, sagen sogar Menschen, die selbst einen wedelnden, aber fixierenden und „strammstehenden“ Hund dabei haben. Vielleicht sagen sie es aus Unwissenheit – oder doch eher aus Unsicherheit? Man wird schließlich schnell angefeindet, wenn der eigene Hund nicht dem Bild des "braven Lieblings" standhält. Wie so oft im Leben, hilft die Devise: Wissen schützt vor Unsicherheit.

Nun, nicht jeder Hund, der wedelt, ist freundlich – und nicht jeder, der dominant oder „aggressiv“ wedelt, greift gleich jeden an. Aber so kompliziert ist das Ganze auch nicht. Deshalb hier das Wichtigste über die Funktionen des Wedelns – achten Sie bewusst auf das WIE beim Wedeln, und Sie werden Ihren und andere Hunde gleich viel besser einschätzen können:

1. Geruchs-Reiz
Bei Hunden (wie beim Wolf) befindet sich einige Zentimeter unter dem Rutenansatz die Pecaudaldrüse. Sie ist nicht genau erforscht, fest steht aber: Durch Wedeln wird das Drüsensekret in der Luft verbreitet. Je höher die Rute dabei getragen wird, desto mehr Sekret wird an das Umfeld abgegeben. Der Hundeexperte Jan Nijboer übersetzt das hohe Wedeln etwa so: „Riech mich, denn ich bin sehr wichtig und möchte deine Aufmerksamkeit haben!“ Je niedriger die Rute, desto weniger Sekret wird beim Wedeln verteilt. Zieht der Hund die Rute unter den Bauch, zeigt das Unsicherheit oder Angst: „Achte nicht auf mich, ich möchte am liebsten nicht hier sein.“
Der Geruchsreiz funktioniert immer zusammen mit der folgenden optischen Wirkung.

2. Optischer Reiz
Unter Rudelgenossen bedeutet hohes Wedeln ein sicheres soziales Auftreten mit dem Ziel, den sozial höheren Status erkennbar machen oder dominant zu imponieren – das kann auch mal ein "frecher" Versuch sein (z.B. mit nur erhobener Schwanzspitze oder halbhoher Rute), die eigene Position auszutesten. Im Rudel wird meist ausholender und „entspannter“ gewedelt als vor Rudelfremden. Wenn ein Hund sich also WIRKLICH "nur" freut und gleichzeitig seinen Menschen als ranghöher akkzeptiert, wird er mit niedrig gehaltener Rute ausholend wedeln. Über Rudelfremde freut sich ein ausgewachsener Hund in der Regel nicht!
Unter Rudelfremden (z.B. beim Spaziergang) soll hohes Wedeln einem „Eindringling“ ins Territorium die erste Verwarnung zu geben bzw. die Lage bestimmen. Je angespannter die Situation, desto starrer (und meist auch höher) wird die Rute gehalten. Das Wedeln ist meist schneller und kürzer als innerhalb des Rudels, manchmal sogar wie ein „Zittern“ der Rute. Niedriges Wedeln drückt auch hier Unterwürfigkeit bzw. Beschwichtigung aus. Sie haben es als Hundehalter umso leichter, je mehr Ihr Hund an verschiedenste fremde Hunde gewöhnt ist und je weniger er diese als "Stressfaktor" sieht.


Die Rute kann selbstverständlich auch völlig „neutral“ gehalten werden und entspannt nach unten hängen. Natürlich gehört zur Haltung der Rute noch eine Reihe anderer Merkmale, die Auskunft über Stimmung und Absichten eines Hundes geben: Kopf- und Ohrenhaltung (z.B. hoch oder tief), Blickkontakt, Körperhaltung (angespannt oder nicht), Bewegung, Laute usw.

Ich bin jedoch davon überzeugt, dass jeder seinen Hund „lesen“ lernen kann, wenn er will und genau hinschaut.

Ich wünsche Ihnen den richtigen Blick,

Ihre

Daniela Overländer
Redaktion simplify dog UND ARCO

 
arco
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Registriert am: 04.02.2007


   

Guten Appetit...
Hier ist mal wieder Angel

 
 
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